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Holger Buß
2. Bundessieg 1993 - Technik
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Normalerweise findet man diese Seite unter den Projekten der Seite http://www.mikrocontroller.com
"Mikrocontroller gesteuertes Fahrzeug mit Ultraschall-Sensorik" unter diesem Titel meldete ich 1992 meine jugend forscht Arbeit an. Hätte ich gewußt, wie lange mich dieses Thema noch verfolgen würde und welche Bedeutung die Teilnahme für mich noch haben sollte, hätte ich vielleicht eine etwas originellere Bezeichnung gewählt. Lediglich etwas Alu, drei Motoren, einige Leitterplatten mit IC's, vier Zahnräder, einige Meter Kabel gepaart mit viel Kreativität, Ehrgeiz, Geduld, und Technikbegeisterung waren nötig um in sechs Monaten obiges Gefährt zu basteln und ihm Leben einzuhauchen. Das Fahrzeug fährt selbständig das eingegebene Ziel an und weicht dabei Hindernissen aus, das es mittels Ultraschall "sieht". Im Prinzip also wie eine Fledermaus, nur ohne Flügel...
Irgendwann hatte ich von jugend forscht gehört. Ein Wettbewerb wo irgendwelche Teenager irgendwas basteln, aufschneiden, untersuchen, züchten und wer weiß was noch alles. Und irgendwie habe ich mir mal einen Regionalwettbewerb angesehen und war total begeistert. "Da muß ich mal mitmachen!" dachte ich mir und war prompt im nächsten Jahr dabei. Und irgendwie habe ich dann auch noch richtig abgeräumt.
Regionalsieg in Emden, Landessieg von Niedersachsen und dann auch noch den 2. Bundessieg mit Sonderpreis der Bundeswehr. Ein Besuch beim Bundeskanzler Kohl war auch noch drin.
Wenn Ihr auf diese Seite gekommen seid, heißt daß vielleicht, daß Ihr Euch für jugend forscht interessiert. Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, warum Ihr teilnehmen und Euch Arbeit machen solltet, dann solltet Ihr auf jeden Fall weiterlesen.
Wer bin ich?
Ich bin wohl jemand, den man als Technik- oder Elektronik-Freak bezeichnen könnte.
Alles was blinkt, beept, fährt, fliegt usw. hat mich immer interessiert. Im
Alter von sieben Jahren hatte ich meinen ersten Lötkolben und mit acht Jahren
bastelte ich mir selbst elektronische Schaltungen wie Blinklichter und Radios
und ich kannte sämtliche Schaltungen meines Kosmos-Elektronikbaukastens.
Schule
Die Schule hat mir nie viel Spaß gemacht und ich war
auch nicht überdurchschnittlich gut. Ich schlug mich immer mit
Dreien und Vieren rum, mit Ausnahme von Physik, Chemie und
Technik, wo ich etwas besser war.
Ausbildung
Nachdem ich die Realschule in Ostfriesland (ich bin
übrigens ein waschechter Ostfriese) hinter mich gebracht hatte,
begann ich eine Ausbildung als Kommunikationselektroniker bei der
Telekom in Oldenburg. Von nun an wurde es immer besser: keine
Geschichte (Schauder!), kein Musik (Würg!) und vor allem kein
Erdkunde (Ächtz!).
Die Ausbildung dauerte 3 1/2 Jahre und war recht gut. Wir bauten
die tollsten elektronischen Spielereien, von der Lichtorgel über
Verstärker und Infrarot-Datenübertragung. Das Ausbildungssystem
ist so ausgelegt, daß sich die Azubis den Stoff im Prinzip
selbst aneignen. Und das war auch gut so. Die Berufschule war von
daher nicht schlecht, als daß man die Theorie vermittelt bekam.
Die Lehrer hingegen waren bis auf zwei Ausnahmen irgendwie nicht
so prickelnd.
Glücklicher Zufall war, daß in der Nähe des Wohnheims die
große Bibliothek der Universität lag, und dort alle Ausgaben
von Elektor lagerten, die ich wohl auch alle gelesen habe.
Mein JuFo-Projekt
1992 entwarf ich eine Schaltung, die mir das Einparken
erleichtern sollte. Mittels der Laufzeit von Ultraschall konnte
ich damit genau den Abstand zwischen Fahrzeug und Hindernis
messen. In cm-Auflösung wurde der Abstand gemessen und auf
7-Segmentanzeigen dargestellt. Das funktionierte so gut, daß ich
der Firma ELV die Schaltpläne verkaufen konnte. Mein
Berufschulehrer (Siehe Ausbildung -> Ausnahme) hat mich damals
dazu animiert, mit dem Ding bei jugend forscht mitzmachen. Coole
Idee! Nur der Haken: Die Anmeldefrist war lange um und es sollte
noch fast ein Jahr bis zum nächsten Wettbewerb dauern. Zeit
genug also, das ganze zu verfeinern; oder besser noch, um etwas
neues zu bauen, wo das System integriert wird. So bin ich dann
irgendwie auf das Fahrzeug mit Ultraschall-Sensor gekommen. Und
um das Fahrzeug intelligent zu machen, benötigte ich einen
Mini-Rechner. Mein Lehrer gab mir dann den Tip mit dem
Basic-Controller von Elektor, den er selbst einmal nachgebaut
hatte. Und als der Controller erst einmal lief, war der Rest auch
kein großes Problem mehr. Ich programmierte den Rechner über
meinen C64, der als Terminal diente.
Als ich mit dem Fahrzeug erste Vortschritte
machte, meldete ich das Projekt bei JuFo an. Ich hatte gehofft,
den Regionalwettbewerb zu gewinnen und beim Landeswettbewerb
unter die 5 besten Arbeiten zu kommen.
Meine Dokumentation könnt Ihr Hier finden.
Der Regionalwettbewerb
Am Anstrengensten von den Wettbewerben empfand ich diesen. Ich
wusste nicht so recht, wie ich dran war und ich war zu Anfang
recht nervös, was sich aber schnell legte. Es machte mir Spaß,
interessierten Besuchern und anderen Jungforschern meine Arbeit
zu zeigen und zu fachsimpeln.
Dann kam irgendwann ein Mann, der mich richtig löcherte. Er
hätte meine Arbeit gelesen und könnte mir genau Passagen
zeigen, die ich abgeschrieben hätte. Eine Unterstellung, die
unerhört war, denn völlig aus der Luft gegriffen.
"Idiot!" dachte ich nur und ließ ihn weiter nörgeln.
Der Schock war dementsprechend, als diese Person später als
Jurymitglied mit den Fachleuten der Jury vor mir stand. Er hielt
sich aber da sehr zurück; vielleicht weil er feststellte, daß
die anderen Jurymitgliedervon meinem Projekt fasziniert waren.
Die Preisverleihung verlief trotz aufkommender Zweifel so wie ich
anfangs gehofft hatte: Ich gewann den ersten Platz und konnte so
zum Landesausscheid in Clausthal-Zellerfeld.
Der Landeswettbewerb
Ich packte also meine Sachen und fuhr nach Clausthal-Zellerfeld.
Hier war ich schon sehr beeindruckt von der Professionalität der
Arbeiten und der Aufmachungen der Stände. Mir war schnell klar,
daß ich hier keinen Blumentopf gewinnen konnte. Motorisierte
Scateboards, Windkanäle, Lasersteuerungen und so waren schon
nicht von schlechten Eltern. Ich hatte eigentlich geschafft, was
ich wollte. Ich war auf dem Landeswettbewerb und durfte
Ostfriesland repräsentieren. Die Jury war sehr nett und ich
bekam von einigen Jurymitgliedern noch interessante Tips fürs
Fahrzeug. Trotzdem war mein Erstaunen groß, als ich den
Wettbewerb auch noch gewann. Und so ging es dann nach Bittburg,
zum Bundeswettbewerb.
Der Bundeswettbewerb
Es wurde immer professioneller. Wir waren in der
Bittburger Brauerei untergebracht, was konnte einem da besseres
passieren. Die Arbeiten der Jungforscher waren erstklassig und
das Programm neben dem Wettbewerb vom allerfeinsten. Diverse
Schows, klasse Buffets, super Unterbringung und immer Freibier!
Neben dem Spaß, den wir hatten vergaßen wir fast den
Wettbewerb. Es gab auch kein Konkurrenzdenken untereinander. Der
Jury muß die Platzierung schwer gefallen sein, bei der großen
Auswahl an guten Arbeiten. Großes Interesse zeigten auch die
Vertreter der Bundeswehr an meinem autonomen Fahrzeug.
Die Preisverleihung
Die Preisverleihung war mal wieder spannend. Wir standen alle auf
der Bühne und die Preise wurden vom letzten bis zum ersten
vergeben. Und je mehr Jungforscher ihre Preise erhielten, desto
nervöser wurde ich. Ich hatte mich in der Platzierung falsch
eingeschätzt und dachte irgendwann, daß ich vergessen worden
sein mußte. Aber als der zweite Preis vergeben wurde, war ich
dann dran. Klasse war, daß ich auch noch den Sonderpreis der
Bundeswehr einheimsen konnte. Erst später wurde mir bewußt,
daß ich damit eine Woche USA gewonnen hatte. Ein Tag später
stand ein Besuch der Preisträger beim Bundeskanzler Kohl auf dem
Programm, was ich äußerst cool fand.
Was hat
mir die Teilnahme an jugend forscht gebracht?
Meine Teilnahme an jugend forscht hat mich persönlich geprägt
und mir Möglichkeiten gegeben, mit denen ich vorher nicht
gerechnet hatte. In den folgenden Punkten möchte ich das
erklären.
Weiterbildung
Die Motivation, mein Projekt so ins Detail auszuarbeiten hat mir
nur das Ziel gegeben, an jugend forscht teilnehmen zu wollen. Und
mit dieser Motivation habe ich mich in neue Materie, wie
Mikrocontrollertechnik, eingearbeitet und Stunden an
Entwicklungsarbeit investiert. Tatsächlich profitiere ich heute
noch von dem Wissen und der Erfahrung, die ich mir damals
angeeignet hatte.
Selbstvertrauen
Ich hatte bei dem Wettbewerb die Möglichkeit, meine Arbeit sehr
vielen interessierten Menschen vorzustellen. Ich habe mich mit
Schülern, Lehrern, Professoren, Doktoren und Leuten von der Nasa
unterhalten. Ich bekam viel Lob von den Leuten, was mir
Selbstvertrauen gegeben hat. Ich stand etliche Male in der
Zeitung und Reporter vom Radio standen bei mir auf der Matte.
Fokussierung
Wenn man beruflich das machen will, was einem Spaß macht und wo
man etwas bewegen will, dann benötigt man neben einer
entsprechenden Ausbildung und evtl. Studium auch noch die
entsprechende Arbeitsstelle. Und wenn man sich auf die ideale
Stelle bewirbt, muß man es irgendwie anstellen, daß diese
Bewerbung auffällt.
Ich hatte mich selbst nur durch meine Ideen und meinen Fleiß aus
der Menge gehoben. Ich kann durch meine jugend forscht -
Urkunde(n) und einer Dokumentation belegen, daß ich Talent und
Ehrgeiz besitze. Tugenden, die man nicht auf Zeugnissen findet.
Ich nehme heute selbst am Einstellungsverfahren für neue
Mitarbeiter in unserer Firma teil. Ich halte Noten auf Zeugnissen
für nicht besonders aussagekräftig. Besser ist es, wenn die
Kandidaten schreiben, was sie schon alles gebastelt haben. Was
nützt ein Kollege, der in Klausuren immer eine Eins geschrieben
hat, aber keinen Widerstand kennt?
Ich bewarb mich 1997 bei einigen Firmen in den USA, um ein Auslandssemester
(Praxissemester) dort zu absolvieren. Ich bin mir
sicher, daß ich ohne dieser "Fokussierung" nicht die
geniale Stelle in Los Angeles, im sonnigen Kalifornien bekommen
hätte.
Stipendium
Durch meine Platzierung bei jugend forscht konnte ich am
Auswahlverfahren für die Studienstiftung des deutschen Volks
teilnehmen. Ich weiß nicht wie ich das gemacht habe, aber die
haben mich prompt genommen. So hatte ich im Studium keine
Finanzsorgen und es gab auch noch ein Büchergeld. Außerdem
konnte ich damit mein Praxissemester in Kalifornien finanzieren.